Die VEMP-Kurven können je nach Bedarf invertiert werden (Spiegelung an horizontaler Achse, also Peak nach unten statt nach oben bzw. umgekehrt).
ACHTUNG: Jüngere Personen haben bei gleicher Muskelvorspannung größere Amplituden wie ältere Personen. Personen ab 70 haben oftmals keine zuverlässigen cVEMP.
Häufig gestellte Fragen:
Können VEMPs auch bei Patienten mit Hörproblemen durchgeführt werden?
Bei den VEMPs ist nicht das Ziel die Cochlea zu stimulieren, sondern Utriculus und Sacculus zu reizen. Der Stimulus gibt bei Verwendung eines Kopfhörers oder Einsteckhörers eine Druckwelle über den Gehörgang auf das Mittelohr und anschließend bei den cVEMP auf den Sacculus bzw. bei oVEMP auf den Utriculus. Der weitere Weg des Stimulus, also der Weg in die Cochlea und danach über den Gehörnerv zum Gehirn, ist nur relevant, falls für den Patienten der Stimulus sehr unangenehm laut ist (speziell bei Tinnitus-Patienten) und um die Cochlea nicht zu lauten Tönen auszusetzen, aber nicht für das Resultat der VEMP-Messung.
Patienten mit Schallempfindungsschwerhörigkeit:
Aus der obigen Erklärung folgt, dass bei einer Schallempfindungsschwerhörigkeit ohne Anteil Schallleitungsschwerhörigkeit die VEMPs korrekt gemessen werden, da nur relevant ist, dass der Ton in der gewünschten Intensität bis zum Sacculus bzw. bei oVEMP bis zum Utriculus kommt. Das heißt, der Patient hört natürlich den Stimulus leiser, wie wenn er gut hört, aber dies hat auf die korrekte Messung keinen Einfluss, da die Ursache für das leisere Empfinden in der Cochlea ist.
Patienten mit Schallleitungsschwerhörigkeit:
Bei Patienten mit Schallleitungsschwerhörigkeit ist dies anders. Bei den VEMPs hat eine Schallleitungsschwerhörigkeit sehr wohl einen Einfluss auf das Resultat, und zwar weil bei Schallleitungsschwerhörigkeit die Intensität über das Mittelohr abnimmt, weil ja hier ein Problem im Mittelohr vorliegt. Es kommt also zu wenig Schall zum Macula-Organ. Als Faustregel kann gesagt werden, dass bei einer Schalleitungsschwerhörigkeit von über 20-30dB der Kopfhörer oder Einsteckhörer nicht genug Schall liefern kann, um die Macula Organe zu stimulieren. Um bei einer Schallleitungsschwerhörigkeit trotzdem die VEMP-Messung korrekt durchzuführen, wird der Knochenhörer B81 verwendet. Bei Verwendung des Knochenhörers ist der Weg des Stimulus anders, nämlich nicht über den Gehörgang – Mittelohr – Macula Organ, sondern über den Knochen (Mastoid, wie bei Knochenleitungsmessung der Audiometrie) direkt ins Innenohr, also zum Macula Organ. Wird also der Knochenhörer anstelle des Kopfhörers oder Einsteckhörers verwendet, ist nicht relevant, ob der Patient eine Schallleitungsschwerhörigkeit hat. Ein weiterer Vorteil bei Verwendung des Knochenhörers ist, dass auch die Cochlea nicht so lauten Tönen ausgesetzt wird.
Zusammenfassung
Zusammengefasst kann also gesagt werden, dass bei Verwendung eines Knochenhörers anstelle von Kopfhörer oder Einsteckhörer eine Schwerhörigkeit (egal ob Schallempfindungs- oder Schallleitungsschwerhörigkeit) keinen Einfluss auf die Messung hat. Bei Verwendung von Kopfhörer oder Einsteckhörer hat jedoch eine Schallleitungsschwerhörigkeit einen massiven Einfluss auf das Resultat. Verwendet man den Knochenhörer, sind die Einflüsse von Schwerhörigkeit ausgeschaltet.
Mit welchem Transducer soll gemessen werden?
oVEMP
Bei den oVEMPs wird über die Knochenleitung stimuliert, da sich die Stimulierung über Luftleitung oft als ungenügend erwiesen hat. Bei den oVEMPs wurde in der Vergangenheit, da ein leistungsstarker Knochenhörer nicht verfügbar war, für die Forschung mit dem nicht zugelassenen Shaker von B&K gemessen. Inzwischen ist mit dem neuen Knochenhörer B81 ein Knochenhörer verfügbar, welcher für das Eclipse zugelassen ist, genug Leistung hat, kalibrierbar ist und schöne Kurven zeigt.
Diatec Diagnostics empfiehlt daher aus folgenden Gründen anstelle des Shakers den zugelassenen B81 Knochenhörer zu verwenden:
Beim Shaker ist die Patientensicherheit nicht gewährleistet! Stromschlaggefahr!
Durch die starke Stimulation besteht die Gefahr von Haarzellenschäden
Der Shaker ist nicht zugelassen
Der Shaker ist sehr unangenehm für den Patienten
Die Kraft des Shakers und somit die Intensität des Stimulus ist nicht messbar, somit nicht reproduzierbar, da je nach Anwender der Shaker unterschiedlich gehalten wird (Winkel, Eigengewicht des Shakers)
Shaker ist nicht kalibrierbar, B81 ist kalibrierbar und Messungen somit auch reproduzierbar
Bei den oVEMP empfiehlt Diatec Diagnostics immer den Knochenhörer zu verwenden. Beim Knochenhörer ist der korrekte Sitz auf dem Mastoiden regelmäßig zu überprüfen.